Am 25./26. Oktober 2019 haben wir unsere Herbsttagung im Schloss Ettersburg bei Weimar abgehalten. Der Tagungsort hat sich in jeder Hinsicht bewährt – zum einen ist das sorgsam restaurierte Schloss mit seinem traumhaften Park, der einst von dem berühmten Fürst Pückler gestaltet wurde, für viele unserer Mitglieder und Freunde gut zu erreichen, und außerdem ist Ettersburg ein Ort mit einer großartigen Tradition für interessante Begegnungen.

So fand unser Treffen in einem Raum statt, wo schon Goethe Theater gespielt hat!

Wie immer hatten wir zwei schöne Tage mit interessierten Freunden der alternativen Konfliktlösung zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch. Aber auch ein gemeinsamer Besuch mit Führung in der berühmten Anna-Amalia-Bibliothek stand dieses Jahr auf der Tagesordnung. Damit sind wir dem Wunsch vieler Teilnehmer gefolgt, am Rande der Tagung mehr Raum für Begegnungen zu schaffen, und schon das war ein voller Erfolg.

Der erste Tag begann mit einem Vortrag von Dr. Martin Stoltefuß über frühes Konfliktmanagement in der Baupraxis. Seine Kernaussage war, dass Konfliktmanagement im Bauwesen keine Randdisziplin ist, sondern wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Projektabwicklung.

Danach referierte Klaus Heinzerling über Rollenbilder und Kommunikation der Baubeteiligten. Fazit war, dass es eines Kulturwandels im Umgang mit Risiken bedarf. Module einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit wurden vorgestellt, und eine Projektkultur des Respekts, des Vertrauens und des Zusammenwirkens postuliert, welche den Fokus auf dem gemeinsamen Projekt hat. Gemeinsame Projektbüros und die gemeinsame Nutzung einer Datenplattform sind hierfür geeignete Bausteine. Im Rollenbild des Baumanagers müsse es einen Paradigmenwechsel geben, nämlich weg vom Konflikt- und hin zum Kooperationsmanagement. 

Auch in diesem Jahr stellten einige Teilnehmer Beispiele aus ihrer eigenen Praxis vor, sehr unterschiedliche Fälle mit durchaus unterschiedlichen Lösungsansätzen, die interessiert diskutiert wurden. Vielleicht können wir im nächsten Jahr auch die Supervision noch dazu nehmen – auch dadurch ergeben sich learnings für unsere Mediatoren und solche, die es werden wollen!

Der zweite Tag wurde von Dr. Hanna Milling gestaltet, einer promovierten Philosophin, die mit großem Charme über Storytelling in der Mediation sprach. Wirkung und Funktion sowie der Einsatz von Geschichten wurden besprochen, und etwaige Zweifel am Geschichtenerzählen in unserer eher nüchternen Branche wurden damit schnell relativiert.

Natürlich kommt es auch auf das Wie des Erzählens und das richtige timing an. In kleinen Gruppen wurden die von der Referentin mitgebrachten Geschichten analysiert und wir haben uns überlegt, in welchen Situationen man diese einsetzen könnte. Tatsächlich lässt sich die Wirkung von Geschichten mit neurobiologischen Erkenntnissen erklären und kann den Konfliktparteien helfen, sich und das Gegenüber besser einzuordnen, was bekanntlich eine notwendige Voraussetzung für das bessere Verstehen im Konflikt ist.

So konnten wir unsere von Lydia Pabst perfekt organisierte Tagung nachdenklich und angeregt beenden – und haben gleich vor Ort beschlossen, uns auch im nächsten Jahr wieder in Weimar zu treffen, und zwar am 30./31. Oktober 2020 – bitte merken Sie sich den Termin schon einmal vor. Der Vorstand verspricht, sich dazu wieder ein spannendes Programm auszudenken und Ihnen Angebote aus dem reichen Schatz der Kultur in der Gegend zu machen!

IMPRESSIONEN (Youtube Video) von der Herbsttagung finden Sie hier.

Dr. Sabine Renken, M.A.
Presse / Public Relations