Pandemiebedingt wurden seit Ausbruch von Corona und den damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen vermehrt Online-Mediationen und Online-Veranstaltungen durchgeführt.

An der Universität Marburg wurde im Dezember 2020 eine Online-Vorlesung über Baumediation durchgeführt, während derer auch eine reale Baumediation mit Regieanweisungen für die Medianten und das Mediatorenteam nachgespielt wurde. Teilgenommen haben 24 Studentinnen und Studenten. Die Veranstaltung konnte ich mit Zoom von der Universitätsbibliothek aus durchführen. Die Studentinnen und Studenten haben im Vorfeld von der Universität genaue und umfassende Instruktionen und Unterstützung erhalten, wie die Veranstaltung online mit Zoom durchgeführt wird. Ohne Unterbrechung teilgenommen haben ferner die Studienkoordinatorin und ein technischer Assistent, die jeweils in Nebenzimmern der Bibliothek an ihren Bildschirmen saßen, und die jeweiligen Räume zuschalteten oder ausblendeten, je nachdem, wie es die jeweilige Mediationssituation erforderte (z.B. Einzelgespräche). Die Teilnehmer waren über einen ca. 4 x 2 Meter großen Bildschirm gut sichtbar. Verwendet wurde eine hochauflösende in jeder Beziehung optimal eingestellte Kamera.

Entgegen meinen Befürchtungen konnte die Baumediation unter diesen Bedingungen sehr gut durchgeführt werden. Ich musste mich um die Technik überhaupt nicht kümmern und konnte mich ausschließlich auf die Mediation konzentrieren.

Das darf aber m.E. nicht darüber hinwegtäuschen, dass Online eine Präsenz nie ganz ersetzen können wird. Zum einen werden derart optimale Bedingungen, wie die geschilderten, in den seltensten Fällen zur Verfügung stehen. Zum anderen können Bildschirm und Kamera die gemeinsame persönliche „hautnahe“ Anwesenheit von Menschen und die damit einhergehenden Möglichkeiten für MediatorInnen nicht ersetzen.

Ich befürchte, dass die Pandemie zur Folge hat, dass Online-Mediationen sich auch in der Nach-Pandemiezeit etablieren. Schon deshalb, weil die Leute merken, dass sie sich damit Reisen sparen. Ich bin aber der Meinung, dass Online-Mediationen die Ausnahme bleiben sollten, also nur dann, wenn es gar nicht anders geht bzw. die Mediation nicht stattfinden könnte.

Christof Wagner